Dienstag, 22. Januar 2013
Kassenkredite weiterhin bedenklich hoch
Zinssatz für
Kassenkredite 2012 unter 1 Prozent
BIZ-Ratsfrau Angela Keul-Göbel |
Koblenz. (akg) Im Jahr 2012 musste die Stadt
Koblenz täglich Kassenkredite zwischen 72,1 Millionen Euro und 110,7 Millionen
Euro finanzieren. Diese Kredite dienen nicht den
Investitionen, sondern halten den laufenden Betrieb der Verwaltungen aufrecht,
z.B. mit der Zahlung der Gehälter. Für diese Kredite zahlte Koblenz
zwischen 0,16 Prozent und 0,72 Prozent Zinsen. Die Investitionskredite, deren
Laufzeiten bis zu 30 Jahren betragen, sind in diesen Summen nicht enthalten. „Bedenklich
ist der hohe Anteil von 72,1 Millionen Euro, der als Sockelsatz über 365 Tage
finanziert werden musste“, erklärt BIZ-Ratsmitglied Angela Keul-Göbel.
In 2010 betrug dieser Sockel noch 46,5 Millionen Euro, in
2011 ist er auf 66,1 Millionen Euro angewachsen. Positiv ist hingegen der
Verlauf der Höchstkredite. Stiegen diese zunächst von 123,7 Millionen Euro in
2010 auf 134,6 Millionen Euro in 2011, so sanken sie nun auf 110,7 Millionen
Euro.
„Das kann uns natürlich nicht beruhigen“, führt
BIZ-Fraktionsvorsitzender Stephan Wefelscheid aus. „Denn auch 110 Millionen
Euro Kassenkredit ist eine enorm hohe Summe.“
Koblenz kann diese Schulden nicht aus eigener Kraft
zurückfahren. Bund und Land sind weiterhin aufgefordert, die Kommunen stärker
zu unterstützen.
Im Bundesvergleich 2011 der am höchsten verschuldeten
Flächenland-Kommunen belegen die rheinland-pfälzischen Kommunen den vierten
Platz. Dass das viel
gepriesene Konnexitätsprinzip von der Landesregierung kaum beachtet wird zeigt
sich zum Beispiel an den Schülerbeförderungskosten. Die Schülerbeförderung ist
eine originäre Aufgabe des Landes. Eigentlich heißt Konnexitätsprinzip: „Wer
bestellt, bezahlt.“ Die Landesregierung interpretiert anscheinend: „Wer
bestellt, bezahlt einen kleinen Anteil.“ Denn das Land hat diese Aufgabe auf
die Städte übertragen. Trotzdem legen die Städte Geld drauf. Bisher waren das
jährlich etwa 1,5 Millionen Euro alleine in Koblenz.
Diese
Situation hat sich nun verschärft. Denn der Landtag hat beschlossen, dass seit dem laufenden Schuljahr die Schüler
der Sekundarstufe I kostenfrei transportiert werden müssen, und zwar kostenfrei
für die Eltern und fast kostenfrei für das Land! Für die Stadt ist damit ein Einnahmeverlust
verbunden.
Um
den jährlichen Zuschuss von ca. 1,5 Millionen Euro zu senken, hat die
Mehrheit des Rates im letzten Jahr beschlossen, die Länge des Schulweges, für
den kein Zuschuss gezahlt wird, von 2 auf 4 km zu erhöhen. Ca. 900
Schüler aus Koblenz erhalten nun keine Zuschüsse mehr – obwohl die Eltern hier
Steuern zahlen! Der Spareffekt beträgt circa 234.000 Euro. Doch die Mehrausgaben
aufgrund des Landtagsbeschlusses belaufen sich auf etwa 800.000 Euro.
Diese
Verschärfung zeigt, welche geringen Auswirkungen Entscheidungen des Stadtrats zu
Lasten der Koblenzer Bevölkerung haben, solange das Land uns weiterhin ohne
Konsequenzen mit zusätzlichen Kosten überhäuft.
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