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Mittwoch, 23. Dezember 2009

Leserbrief: "Unglück der fließenden Form"

Die geplanten Bauten auf dem Zentralplatz sind nach wie vor umstritten. 
Wenn das Forum Mittelrhein gegen den Willen einer Mehrheit der Koblenzer Bevölkerung so realisiert wird, wie es im Modell im Mittelrhein-Museum vorgestellt wird, dann setzt sich eine unglückselige Tradition in der Mitte der Stadt fort, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs besteht: Wir haben mitten in Koblenz einen Fremdkörper, der ästhetisch und architektonisch der baulichen Stadttradition widerspricht. Das Forum Mittelrhein steht mit seinen beiden Baukörpern in keiner Beziehung zu seiner städtebaulichen und stadthistorischen Umgebung. Die fließende Form mit abgerundeten Ecken ist eines der Hauptmerkmale der Architekturgeschichte der 30er-Jahre (Art Déco). Wer sich die zahlreichen Projekte des beauftragten Architekturbüros Benthem Crouwel aus Amsterdam anschaut, bekommt den Eindruck, dass die Firma innerstädtische Gebäude für Kultur und Handel am Fließband produziert und sie per Investoren in die Städte wirft, ohne sich um die jeweiligen Stadtindividualitäten zu kümmern.
Das dunkelgrüne Band, das die Dachparkplätze im oberen Bereich des Einzelhandelszentrums kaschieren soll, wird als eine "Hommage an die Weinregion" verkauft. Es soll stilisierte Weinblätter und Zweige darstellen, die aus den 1,25 mal 1,25 Meter großen Quadraten aus Blech ausgestanzt sind. Sehr passend: Bleche wie Autobleche als Verzierung für eine Parkgarage. Mit solchen Blechgewächsen soll das vorhandene Gründefizit auf dem Platz ausgeglichen werden.
Und die grüne Insel ist mit ihren knapp 400 Quadratmetern nichts weiter als eine grüne Kaschierung des Hauptauslasses der Klimaanlage.
Das Modell ist für alle Koblenzer im Mittelrheinmuseum zugänglich. Jeder Bürger - die eigentlichen Geldgeber für das Mittelrheinforum - sollte das Angebot nutzen, sich das Modell anzuschauen und sich selbst ein Bild davon zu machen. Vielleicht wird der eine oder andere begreifen, wie die Zukunft der Mitte von Koblenz tatsächlich aussehen wird. Vielleicht wird er dann zu dem Schluss kommen, dass Koblenz ein kaltes, fremdes Herz eingesetzt bekommt.
Dr. Michael Winter, Koblenz
(Leserbrief Rhein-Zeitung, Lokalteil Koblenz, Ausgabe Mi 23.12.2009)

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