Freitag, 3. Mai 2013
RZ-Leserbrief von Stephan Wefelscheid zur Unverhältnismäßigkeit der Kosten für den Kulturbau
"Freut Euch, wir haben einen Kulturbau!"
BIZ-Fraktionsvorsitzender Stephan Wefelscheid |
Das historische Herz der Altstadt – der Bürresheimer Hof, das Alte
Kaufhaus nebst Schöffenstübchen und das Dreikönigenhaus sollen nun
privatisiert werden. Dies hätte jedoch vermieden werden können: Mit
Investitionen, die gerade mal die Hälfte der Kosten betragen, welche nun
allein für den Endausbau des Kulturbaus ausgegeben werden, wäre es
möglich gewesen, dauerhaft Eigentümer dieser wertvollen, historischen
Bausubstanz zu bleiben, die wie kaum eine andere Koblenz prägt. Mit
einem Verbleib des Museums und der Bibliothek in diesen Gebäuden wäre
zudem der insgesamt 100 Millionen Euro teure Eisblock auf dem
Zentralplatz überflüssig gewesen, was der Stadt Investitionskredite in
Millionenhöhe und vielen Bürgerinnen und Bürgern den Anblick dieses
optisch höchst umstrittenen Kulturhybriden erspart hätte. Angesicht der
veranschlagten jährlichen Kosten von 1,25 Millionen Euro für den
Unterhalt des Kulturbaus wirkt zudem die Begründung vieler beschlossener
Einsparungen absurd.
So muss ich als Stadtrat beispielsweise den Bürgerinnen und Bürgern von
Stolzenfels erklären, dass ihr Freibad aufgrund der jährlichen
Unterhaltskosten in Höhe von 70 000 Euro geschlossen werden muss. Weiter
frage ich mich: Wie lässt es sich vor diesem Hintergrund rechtfertigen,
dass wir über die Zukunft des Stadttheaters diskutieren oder Eltern
erklären, dass der Kita-Ausbau nicht großzügiger ausfällt?
Kann von den Jugendlichen in Rübenach angesichts dieser Ausgaben
erwartet werden, dass sie Verständnis dafür haben, dass kein Geld für
den Ausbau ihres Jugendtreffs vorhanden ist? Wird der Ausbau des
Kulturbaus die Arenberger darüber hinwegtrösten, dass sie noch länger
auf einen flächendeckenden Ausbau eines schnellen Internets warten
müssen, da keine kommunalen Gelder hierfür aufgewendet werden können?
Und werden sich die Anwohner der kaputten Rüsternallee sowie der längst
sanierungsbedürftigen Südallee mit der Freude über den Kulturbau
begnügen?
Auch viele Einrichtungen, die das soziale Leben der Stadt prägen, leiden
unter den nun dringend notwendigen Sparmaßnahmen der Stadt.
Sozialträgern und Vereinen werde ich weiterhin erklären müssen, dass sie
sich künftig auf weitere Kürzungen einstellen müssen, von der
Bewilligung neuer Maßnahmen ganz zu schweigen! Trösten kann ich alle in
ihrem Ärger und ihrer Enttäuschung nun aber mit den Worten: „Freut euch,
wir haben einen Kulturbau!“
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